Geschäftsreisen bekommen 2024 noch mehr Aufwind. Nach Angaben der Global Business Travel Association (GBTA) werden die Ausgaben für internationale Geschäftsreisen im Jahr 2024 1,5 Billionen US-Dollar erreichen und damit den Höchststand von 2019 übertreffen. Bis 2027 prognostiziert die GBTA einen Anstieg auf 1,8 Billionen US-Dollar, was einer Steigerung von 25 % gegenüber dem Vorkrisenniveau entspricht.
Die Ausgaben für Geschäftsreisen sind mit dem Ausbruch der Pandemie 2020 im Vergleich zum Vorjahr dramatisch um 53,8 % zurückgegangen. Mit dem “Ende” von Corona scheinen die Unternehmen bestrebt zu sein, die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Die Nachfrage nach Geschäftsreisen ist hoch, aber auch die Preise für Flugtickets und Hotels. Angesichts der steigenden Inflation sind viele Unternehmen weiterhin vorsichtig, was die Anzahl der gebuchten Reisen angeht.
Die vergangenen drei Jahre haben der Reisebranche viele tiefgreifende Veränderungen gebracht. Nun wagen wir den Ausblick auf Trends und Prognosen für Geschäftsreisen.
Weil Messen mit dem direkten Kontakt zu Käufer*innen für Unternehmen eine direkte Möglichkeit für Umsätze darstellen, sind die Ausgaben besonders leicht verargumentiert.
Im Bereich Meetings, Incentives, Conferences and Exhibitions (MICE) erleben Konferenzen und Messen ein Comeback. Für Deutschland aus zwei Gründen eine gute Nachricht:
Transportmittel und Hoteliers in Deutschland profitieren von dem beliebten Messestandort (auch internationaler Leitmessen). Die Bereiche, die während der Corona-Jahre von starken Umsatzverlusten geprägt waren.
Einen ähnlichen Trend beobachtet Oliver Wagner, CEO von AirPlus, welcher in in einem Interview bekannt gab: „Gerade in schwierigen Zeiten sind persönliche Begegnungen maßgeblich, um vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen. Ausgaben für Geschäftsreisen sind daher nicht als Kosten, sondern in erster Linie als wichtige Investitionen zu betrachten. Aktuell beobachten wir auf dem Geschäftsreisemarkt durchaus positive Entwicklungen.”
Bislang waren die Unternehmen bei Reisen im Bereich Meetings und Incentives eher zurückhaltend. Die Verlagerung hin zur virtuellen Arbeit - und der erhöhte Druck auf die Unternehmensbudgets - hat die Einstellung zu Geschäftsreisen verändert. Viele Unternehmen entscheiden sich weiterhin für virtuelle Meetings, während Incentive-Reisen zurückgestellt wurden.
In einer Studie von Morning Consult gaben 32% der Teilnehmer*innen an, dass ihre Unternehmen ihre Geschäftsreiserichtlinie geändert haben. 60% gaben an, dass ihr Unternehmen die Reisehäufigkeit reduziert hat und 56% gaben an, dass ihr Unternehmen weniger Mitarbeitende auf Geschäftsreisen schickt.
Das Ausmaß, in dem Unternehmen die Rückkehr zum persönlichen Reisen vorantreiben, hängt von der Branche ab. So haben beispielsweise Finanz- und Pharmaunternehmen im Jahr 2023 im Vergleich zu 2022 ein deutliches Wachstum verzeichnet. Beide Branchen sind besonders auf persönliche Interaktionen angewiesen, um Verträge abzuschließen. Keine Überraschung also sie in der Vorreiterfunktion für Dienstreisen zu sehen.
Der Technologie- und IT-Sektor hat sich zwar noch nicht vollständig erholt, doch Experten sind zuversichtlich, dass er eine wichtige Rolle im Geschäftsreisesektor spielen wird. Zudem wird der Branche in den nächsten fünf Jahren weiterhin ein starkes Wachstum prognostiziert. Sodass, die Technologiebranche als weiterer Katalysator des MICE-Segments erwartet wird.
Andere Branchen wie das Baugewerbe und die verarbeitende Industrie zeigen vielversprechende Anzeichen einer Erholung, da sie auf persönliche Besuche, Meetings und Inspektionen angewiesen sind. Experten sehen auch aufstrebende Sektoren wie erneuerbare Energien als potenzielle Umsatztreiber für die Zukunft.
Mehrere Faktoren tragen zum Boom der Reiseausgaben bei. Günstige wirtschaftliche Bedingungen tragen zu einer stabileren Finanzlandschaft bei, als Experten ursprünglich erwartet hatten.
Dennoch sieht sich die Branche mit erheblichen Hindernissen konfrontiert. Hohe Flug- und Zimmerpreise beeinflussen das Geschäftsreisevolumen. Viele Unternehmen im Gastgewerbe sind unterbesetzt. Sieben von zehn Reiseveranstaltern geben an, dass ihre Unternehmen mit Arbeitskräftemangel oder Schwierigkeiten bei der Personalrekrutierung zu kämpfen haben.
Steigende Zinsen setzen Hotels und Fluggesellschaften zusätzlich unter Druck. Auch die geopolitische Instabilität wirkt sich auf das Reisegeschäft aus, insbesondere in Ländern, die in der Nähe von Konfliktgebieten liegen.
Da die Unternehmen die Rückkehr zu persönlichen Veranstaltungen begrüßen, ist die Nachfrage nach Geschäftsreisen robust. In einer aktuellen Umfrage der GBTA gaben 82% der Geschäftsreisenden an, dass sie glauben, dass Geschäftsreisen ihnen helfen, ihre Geschäftsziele zu erreichen.
Diese Nachfrage treibt die Investitionen in Reisen an, da die Unternehmen versuchen, ihren Umsatz zu steigern und ihre weltweiten Beziehungen zu stärken. Zusammen mit hohen Zinssätzen und Ölpreisen treibt dies die Kosten in die Höhe, da der Sektor mit Freizeitreisenden konkurriert.
Nachhaltigkeit wird auch für Unternehmen immer wichtiger. Reisen tragen erheblich zu den CO2-Emissionen von Unternehmen bei. In Deutschland entfallen beispielsweise 26 Prozent aller Treibhausgasemissionen auf den Verkehr.
Um dem entgegenzuwirken, suchen Unternehmen nach Möglichkeiten, die Umweltauswirkungen von Reisen zu kompensieren. In einer kürzlich von Escalent durchgeführten Umfrage gaben 64% der Befragten an, dass ihr Unternehmen Reiseemissionen verfolgt. Weitere 43% gaben an, dass sie daran arbeiten, Nachhaltigkeit in ihre Geschäftsreiserichtlinien zu integrieren.
Immer mehr Unternehmen werden Hotels und Verkehrsmittel bevorzugen, die in der Lage sind, die umweltfreundlichen Aspekte ihres Angebots klar zu kommunizieren. Dies führt auch zu einem weiteren Rückgang der Inlandsflüge. Der Anteil der Inlandsflüge liegt 2023 in Deutschland bei 35,9%. Dies liegt deutlich unter dem Vor-Pandemie-Niveau von 49 Prozent und zeigt einen klaren Trend in Richtung Nachhaltigkeit.
Unternehmen motivieren ihre Mitarbeitenden zur Vermeidung von Inlandsflügen oder gestalten ihre Reiserichtlinien entsprechend. Dies zeigt auch unsere Umfrage in Zusammenarbeit mit der GBTA.
Nicht nur der Markt, sondern auch die Präferenzen der Geschäftsreisenden ändern sich. Eine interessante Entwicklung ist die anhaltende Beliebtheit von Wochenendflügen:
Der Trend zur Kombination von Privat- und Geschäftsreisen, auch als "Bleisure" bekannt, setzte sich 2023 fort, wobei 15,6 % der Reisen an einem Wochenende begannen. Vor der Pandemie (2019) lag dieser Anteil noch bei 12,8%.
Die Reisedauer von durchschnittlich 5,8 Tagen im Jahr 2023 hat sich im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie (5 Tage) deutlich verlängert. Interessanterweise ist der Anteil der eintägigen Kurzreisen auf 7,3 % zurückgegangen (2019: 16,4 %).
Unternehmen fördern zunehmend die Bündelung von Terminen in einer Reise statt mehrerer Kurztrips - eine Praxis, die nicht nur effizient ist, sondern auch im Einklang mit umweltbewusstem Handeln steht.
Die Pandemie hat den Charakter von Geschäftsreisen nachhaltig verändert und bietet Unternehmen neue Möglichkeiten, Kunden auf der ganzen Welt zu erreichen. Gleichzeitig müssen sie sich auf die Bedürfnisse der nächsten Generation von Geschäftsreisenden einstellen.
Doch wie genau sehen die Bedürfnisse der Reisenden aus? Erfahre es in unserer Studie zusammen mit GBTA.